Immanuel Kant: Der Philosoph der Aufklärung
Immanuel Kant hat die Denkweise der Menschen auf der ganzen Welt verändert. Die Werke des deutschen Philosophen sind auch 300 Jahre nach seiner Geburt noch aktuell.

Immanuel Kant hat die Welt verändert, ohne viel davon gesehen zu haben. Der deutsche Philosoph verließ seine Heimatstadt Königsberg praktisch nie, doch seine Schriften veränderten das Denken der Menschen auf der ganzen Welt. Er gilt als einer der bedeutendsten Philosophen der Aufklärung und für viele Menschen haben seine Werke bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Sein 300. Geburtstag im Jahr 2024 wird daher in Deutschland mit großen Ausstellungen, zahlreichen Veranstaltungen und einem besonderen Festakt gefeiert.

Immanuel Kant wurde am 22. April 1724 in der ostpreußischen Stadt Königsberg an der Ostsee geboren. Die in Kaliningrad umbenannte Stadt wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der Sowjetunion und ist heute eine russische Exklave zwischen Polen und Litauen. Zu Kants Zeiten war Königsberg eine sehr offene Stadt mit einer hervorragenden Universität , sagt Agnieszka Lulinska, Kuratorin einer Ausstellung in der Kunsthalle Bonn anlässlich des 300. Geburtstags des Philosophen. Kant lehrte an der Universität als Professor für Logik und Metaphysik. „Obwohl Kant nicht viel von Königsberg weggekommen ist, hat er die Welt zu sich geholt“, sagt Lulinska.
In seiner Heimatstadt schrieb er Werke, die bis heute wegweisend sind. „Kant hat das Denken der Menschen verändert“, erklärt Thomas Ebers, ebenfalls Kurator der Ausstellung in der Kunsthalle Bonn. Es waren vier zentrale Fragen, denen sich der Philosoph in seinen Schriften widmete: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? Antworten gibt er beispielsweise in seinem bekanntesten Werk „Kritik der reinen Vernunft“, das als Meilenstein des philosophischen Denkens gilt.

Viele Ideen Kants sind auch heute noch aktuell – wie zum Beispiel die folgende, wohl berühmteste Aussage Kants: „Haben Sie den Mut, sich Ihrer eigenen Vernunft zu bedienen.“ Marcus Willaschek, Philosoph und Kant-Experte an der Goethe-Universität Frankfurt, hält diese Überzeugung für Kants wichtigstes Erbe. Es bedeute, sich bewusst zu machen, „dass wir Verantwortung tragen und die Verantwortung nicht delegieren können“, sagte Willaschek im ZDF . Darüber hinaus, fügt er hinzu, lautet Kants berühmte Frage: „Was soll ich tun?“ und nicht „Worüber kann ich mich beschweren?“.
Haben Sie den Mut, Ihre eigene Vernunft zu nutzen.
Wer sich heutzutage kritisch mit Kant auseinandersetzt, sollte die rassistischen Äußerungen des Philosophen jedoch nicht ignorieren. Ein Forschungsprojekt an der Universität Jena geht der Frage nach Rassismus in Werken der klassischen Philosophie nach. Kant habe sich zwar rassistisch geäußert, allerdings im Kontext seiner Zeit, sagte Projektleiterin Andrea Esser in einem Deutschlandfunk-Interview. Sie betonte, dass es bei ihrer Forschung nicht um die Beurteilung einzelner Personen gehe, sondern darum, zu verstehen, „wie wir mit diesem Erbe umgehen sollen“.
Künftig wird auch Deutschlands erstes Kant-Museum an den „Weltdenker“ erinnern, der am 12. Februar 1804 im Alter von fast 80 Jahren in Königsberg starb. Anlässlich seines 300. Geburtstages wird die erste Dauerausstellung über Kant, voraussichtlich „der „Der bedeutendste Denker der Moderne“ entsteht im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg und sorgt bis heute für Diskussionen über Kant. So veröffentlichten der Schriftsteller Daniel Kehlmann und der in New York lehrende Philosoph Omri Boehm im Jahr 2024 gemeinsam „Der bestirnte Himmel über mir – Ein Gespräch über Kant“. in dem sie bei Kant wichtige Antworten auf aktuelle Fragen suchen. Kehlmann, der selbst Philosophie studierte, sagte über Kants Wirken: „Eine der größten intellektuellen Revolutionen, die es je in der Geschichte unserer Gattung gegeben hat. Das war Kant.“